Ein Mißverständniß.

10. August 1867

Ein höchst amusantes Mißverständniß, das zum Frieden fuhrt. Letzten Montag fand in Alma, Buffalo Co., eine Prozeßverhandlung vor seiner Ehren, dem populären "Squire" Hanner statt. Zwei deutsche Farmer hatten sich einander entzweit, und da sie einander nicht mit Worten von ihrem Unrecht überzeugen konnten, so versuchten sie es mit den Fäusten, und eine reguläre Holzerei fand zwischen ihnen statt. Derjenige, welcher am meisten Prügel enthalten hatte, verklagte den andern, und der Squire rief eine Jury zusammen, welche den Fall entscheiden sollte. Herr Moser, jr., war als vertheidiger des Beklagten engagirt und Herr Vetter für den Ankläger. Als die Anklage festgestellt und unterstützt worden war, erhob sich der Vertheidiger und versuchte die Anklage nach bestem Wissen zu entkräften. Im Vorlaufe seiner Rede sagte er, daß sein Client nur in selfdefence (Selbstvertheidigung) gehandelt habe. Der Kläger, welcher nur wenig Englisch verstand, sprang bei dem Worte selfdefence wüthend auf die Beine und rief, indem er dem Vertheidiger mit dem Faust drohte, in deutscher Sprache: "Das ist eine Lüge, es war nicht in der Fenz, sondern auf der Straße!" Ein unauslöschliches Gelächter folgte natürlcih diesem drolligem Mißverständnis, in das der Richter, die Advokaten und Geschworenen mit Hallo einstimmten - da sie all Deutsche waren - der arme Kläger aber war zuerst verblufft, lachte jedoch selbst mit, als man ihm den Irrthum erklärte. Der schlaue Vertheidiger benutzte die heitere Stimmung vor und schlug einen gutlichen Vergleich vor, der angenommen wurde. Die beiden Farmer bezahlten die Kosten und fuhren als versöhnte Freunde zusammen nach Hause.

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