Der Neger im Zustande der Freiheit.

3 Mai 1883

Rev. Dr. Tucker sprach neulich in einer Kirchen-Versammlung über die bösen Sitten und Ansichten der Neger im Zustande der Freiheit und machte darüber seinen glotzenden Zuhörern folgende Mitheilungen:

Ich habe gesehen, sagte er, wie Farbige während des Betens einander bestahlen. Auf dem Heimwege von einer Gebetsversammlung tragen sie kein Bedenken, einem bequemen liegenden Hühnerstall auszuleeren. Und sie thun es, ohne daran zu denken, daß sie eine Sünde gegen Gott begehen oder auch nur einen Begriff davon zu haben, daß ein Widerspruch in ihrem Benehmen liegt. Der frömmste Neger, den ich kenne, sitzt wegen eines scheußlichen Mordes in Zuchthause, und er sieht in seinem Verbrechen keine Sünde, obgleich er zugesteht, daß er sich gegen die menschlichen Gesetze vergangen hat. Er kann es nicht begreifen, daß er sich gegen Gott vergangen hat und nimmt alle derartigen Anspielungen als entsprängen sie persönlichen Vorurtheile oder dem Umstande, daß er keine so schönen Kleider habe, wie weiße Leute.Er kann durchaus keinen anderen Grund dafür sehen, daß man "Partei gegen ihn ergriffen",oder in seinem Verbrechen gegen die menschlichen Gesetze auch eine Sünde gegen Gott erblicken wolle.

Ich habe, fuhr Herr Tucker fort, einen Negerprediger gekannt, der Blutschande trieb; ein anderer, der ein regelmäßiger Dieb war; einen dritten, der zwei Frauen hatte; einen vierten, der ein frecher und gewohnheitsmäßiger Lügner war. Aber all waren eifrige und erfolgreiche Prediger und trotzdem waren die vier Leute, von denen ich spreche, sich durchaus keiner Heuchelei bewußt; und obgleich ihre Sünden offenkundig waren, verminderte das nicht ihren Einfluß auf ihren Rassengenossen. Man konnte ihren Predigten und Gebeten auch unmöglich beiwohnen, ohne die Ueberzeugung zu gewinnen, daß sie darin vollständig aufrichtig waren.

Was das Verhältniß der Geschlechter zu einander betrifft, so sagt Herr Tucker folgendes: In einem County in Mississippi wurden im Laufe von zwölf Monaten 300 Heirathsscheine für Weiße der Clerksoffice entnommen. Nach Verhältnisse der Bevölkerung hätten während derselben Zeit 1200 Heirathsscheine für Farbige gelöst werden müssen. Die wirkliche Zahl der für Farbige-gelösten Scheine war aber, genau gezählt, drei .... Ich kenne ganze Gegenden, wo es kein einziges Negergaar gibt, das gesetzlich verheirathet wäre. Aber auch die verheiratheten Paare bleiben einander nicht auf die Dauer treu. Höchstens auf ein paar Jahre, meistens nur auf ein paar Monate, oft nur auf ein paar Wochen halten sie zusammen aus. Und - schloß Herr Tucker - was ich Ihnen hier gesagt habe, sind nur Andeutungen. Ich mag nicht, ich kann nicht öffentlich die ganze Wahrheit hierüber sagen.

Wie ausdrücklich hervorgehoben, sind es die Prediger und die Frommen unter den Negern, die sich so schlecht aufführen, wenn sie losgelassen werden. Ob aber dir Moral der ungläubigen Neger nicht besser ist? Wir möchten es fast glauben. Wahrscheinlich werden die farbigen Reverends bald Retaliation an ihren weißen "Brüder im Herrn" üben und der Welt aus und über deren "Lebenweise im Stillen" einige Bilder geben. "Eine Krähe soll der anderen die Augen nicht aushacken!"

Home