Das Königschieße über Davenporter Schützengesellschaft.

10. August 1882

Endlich ist vorgestern ein Fest, das im Schützenparke abgehalten wurde, zwar nicht gerade von außerordentlich schönem Wetter begünstigt, aber doch auch nicht geradezu verregnet worden. Die Davenporter Schützengesellschaft steht mit dem Wetterclerk augenscheinlich auf ziemlich guten Fuße, den er bescheerte ihr am ersten Tage des Schützenfestes und Königsschießens wenigstens erträgliches, am zweiten Tage - aber leider nur bis zum Schlusse des Schießens - schönes Wetter.

Von der ihnen erwiesenen Gunst machten denn auch die Schützen den besten Gebrauch. Die weitaus meisten Mitglieder des Vereins versammelten sich Sonntag Morgen mit vielen Mitgliedern der Turngemeinde in der Turnhalle, und marschirten von dort zuerst - natürlich mit Strasser's Union Band an der Spitze - nach Herrn Wm. Ritter's Hause and der Ecke der 2ten und Brownstraße, wo sie den Schützenkönig des letzten Jahres, Herrn Bernhard Otto, abholten, und sodann durch die Hauptstraßen der Stadt nach der Ecke der dritten und Fillmorestraße, von wo aus sie Straßenbahnwagen nach dem Schützenparke brachten. Dort angelangt, hieß zuerst der Präsident der Schützengesellchalft, Herr John C. Boehl, die Schützen und ihre Gäste in einer kurzenkernigen Rede Willkommen. Darauf nahmen die Anwesenden an den Tischen unter den schattigen Bäumen Platz, und lobten sich nach den Strapatzen des Marsches. Die ungebundenste Frölichkeit herrschte, und erreichte ihren Hohepunkt, als Herr M. J. Rohlfs den nachstehenden, von Herrn John Melchert verfaßten, poetischen Gruß an den Schützenkönig vorlas:

An den König aller Schützen!

Heraus ihr Schützen, strömt herbei in Massen,
Aus Nord und Sud, aus Ost und West,
Es gilt ja einem Königfest
	Denn bei Trompetenklang
	Und der Gefühle Drang,
Hältheut' der Schützenkönig Schlußempfang.
Zwar ist kein König er von Gottes Gnaden
Mit goldverziertem Wappenschild,
Sein Königreich erwarb er sich durch Thaten.
Da hier vererbtes Recht nicht gilt.
	Er zeigt auf seinem Thron
	Statt Scepter und statt Kron'
Das eignen Fleißes ächt erworb'nen Lohn.
Seht, wie gesund und frisch sind seine Wangen,
Wie freundlich lächelnd sein Gesicht!
Ihm braucht vor Dynamit niemals zu bangen,
Vor Nihilisten, Temperenz lern nicht,
	Denn unser König, wißt,
	Beweist zu jeder Frist,
Daß er ein ganz gesunder Junge ist!
Drum preist den König, den wir Euch erkohren,
Laßt hoch ihn leben heute im Verein,
An ihm ist Malz und Hopfen nicht verloren,
Das ist ein wahrer Edelstein,
	Wenn Ihr Ihm alle hold,
	Tribut der Freundschaft zollt,
Schmückt Ihr Ihn schöner als der Krone Gold!

Das Preisschießen nahmt hierauf seinen Anfang, und währte, mit einer Stunde Mittagspause, bis sieben Uhr Abend. Im Laufe des Nachmittags wurde der Schützenpark von zahlreichen Davenportern und ihren Familien besucht, die sich bei der vortrefflichen Concert- und Tanzmusik durch die Union Band auf das Beste unterheilten.

Gestern, an dem zweiten Festtage, wurde das Preisschießens fortgesetzt, und um vier Uhr Nachmittag geschlossen. Nachstehend die Resultate desselben:

Ehren-Scheibe.

  1. Preis, Alfred Steffen, Schützenkönig
  2. Carl Rachow
  3. Hy. Schröder, jr
  4. H.F. Moeller
  5. John Wagner
  6. Chr. Burmeister
  7. Sam Hoffmann
  8. John Brügge
  9. Chr. Doerring
  10. A. Schmidt
  11. Hy. Brandt
  12. John F. Bredow
  13. Cl. Wolf
  14. Lothar Harms
  15. Peter Schlueter
  16. Hy. Berg
  17. Fr. Naeve
  18. Carl Ranzow
  19. Lorenz Rasmus
  20. Chr. Rasmus
  21. John Rath
  22. H.H. Steffen
  23. B. Otto
  24. H. Brockmann
  25. Fr. Kaufmann
  26. H.F. Muhs
  27. M. Buttenob
  28. Cl. Looft
  29. H.W. Schmidt
  30. Dr. Keller
  31. Joach. Boehl
  32. Ed. Lischer
  33. Th. Martens
  34. Ls. Schmidt
  35. H. Heitmann
  36. H. Geerdts
  37. H.A. Hetzel
  38. John Brockmann
  39. Dr. J.W. Cowden
  40. H.A. Goetz

(8 August 1882)