Endlich ist vorgestern ein Fest, das im Schützenparke abgehalten wurde, zwar nicht gerade von außerordentlich schönem Wetter begünstigt, aber doch auch nicht geradezu verregnet worden. Die Davenporter Schützengesellschaft steht mit dem Wetterclerk augenscheinlich auf ziemlich guten Fuße, den er bescheerte ihr am ersten Tage des Schützenfestes und Königsschießens wenigstens erträgliches, am zweiten Tage - aber leider nur bis zum Schlusse des Schießens - schönes Wetter.
Von der ihnen erwiesenen Gunst machten denn auch die Schützen den besten Gebrauch. Die weitaus meisten Mitglieder des Vereins versammelten sich Sonntag Morgen mit vielen Mitgliedern der Turngemeinde in der Turnhalle, und marschirten von dort zuerst - natürlich mit Strasser's Union Band an der Spitze - nach Herrn Wm. Ritter's Hause and der Ecke der 2ten und Brownstraße, wo sie den Schützenkönig des letzten Jahres, Herrn Bernhard Otto, abholten, und sodann durch die Hauptstraßen der Stadt nach der Ecke der dritten und Fillmorestraße, von wo aus sie Straßenbahnwagen nach dem Schützenparke brachten. Dort angelangt, hieß zuerst der Präsident der Schützengesellchalft, Herr John C. Boehl, die Schützen und ihre Gäste in einer kurzenkernigen Rede Willkommen. Darauf nahmen die Anwesenden an den Tischen unter den schattigen Bäumen Platz, und lobten sich nach den Strapatzen des Marsches. Die ungebundenste Frölichkeit herrschte, und erreichte ihren Hohepunkt, als Herr M. J. Rohlfs den nachstehenden, von Herrn John Melchert verfaßten, poetischen Gruß an den Schützenkönig vorlas:
An den König aller Schützen! Heraus ihr Schützen, strömt herbei in Massen, Aus Nord und Sud, aus Ost und West, Es gilt ja einem Königfest Denn bei Trompetenklang Und der Gefühle Drang, Hältheut' der Schützenkönig Schlußempfang.Zwar ist kein König er von Gottes Gnaden Mit goldverziertem Wappenschild, Sein Königreich erwarb er sich durch Thaten.Da hier vererbtes Recht nicht gilt. Er zeigt auf seinem Thron Statt Scepter und statt Kron' Das eignen Fleißes ächt erworb'nen Lohn.Seht, wie gesund und frisch sind seine Wangen, Wie freundlich lächelnd sein Gesicht! Ihm braucht vor Dynamit niemals zu bangen, Vor Nihilisten, Temperenz lern nicht, Denn unser König, wißt, Beweist zu jeder Frist, Daß er ein ganz gesunder Junge ist!Drum preist den König, den wir Euch erkohren, Laßt hoch ihn leben heute im Verein, An ihm ist Malz und Hopfen nicht verloren, Das ist ein wahrer Edelstein, Wenn Ihr Ihm alle hold, Tribut der Freundschaft zollt, Schmückt Ihr Ihn schöner als der Krone Gold!
Das Preisschießen nahmt hierauf seinen Anfang, und währte, mit einer Stunde Mittagspause, bis sieben Uhr Abend. Im Laufe des Nachmittags wurde der Schützenpark von zahlreichen Davenportern und ihren Familien besucht, die sich bei der vortrefflichen Concert- und Tanzmusik durch die Union Band auf das Beste unterheilten.
Gestern, an dem zweiten Festtage, wurde das Preisschießens fortgesetzt, und um vier Uhr Nachmittag geschlossen. Nachstehend die Resultate desselben:
Ehren-Scheibe.
(8 August 1882)