Jüdisch und muhamedanisch.

25. Januar 1872

Jüdisch und muhamedanisch
Aber's steht doch schief darum,
Denn es ist kein Christenthum.

Die Amerikaner nennen sich das vorzugsweise christliche Volk. Nichts als Unwahrheit und Heuchelei! Freilich, im Kirchenbauen, Beten, Bekehren und Traktätleinschreier den excelliren sie vor allen Völkern - dennoch gibt es aber kein unchristlicheres Volk, als sie. Was sie christliche Religion nennen, sind theils der jüdischen, theils der muhameddanischen Religion entnommen Satzungen, Lehren des neuen Testaments aber, welches doch die Quelle ist, aus der das Christenthum geschöpft werden soll, verwerfen sie. Das ist keine bloße Behauptung, sondern eine thatsache, die besonders jedem Christen zu beweisen, nicht schwer fallen kann.

Die "christliche" Religion hier zustande, also die "amerikanische christliche Religion" bekennt sich und äußert sich in Sabbathsheiligung, Gebeten und Temperenzagitation. Diese drei in Verbindung mit einander bilden das A und das O der Frommen, die ganze Grundlage und das Wesen ihres religiösen Lebens. Baptisten, Methodisten, Presbyterianer, Congregationalisten, usw., kurz, das jetzt sogenannte Puritanerthum, treffen hier trotz aller kleinen konfessionellen Unterschiede des Sektenthums mit einander zusammen. Betrachten wir uns denn diese drei Dinge näher.

Der Sabbath ist ein den Juden von Moses verordneter Feiertag, der unter strengen Satzungen und Vorschriften beobachtet werden mußte. Die näheren Bestimmungen darüber möge Jeder, der Lust hat, beim Moses nachlesen. Das Neue Testament setzte an die Stelle des Gesetzesdienstes die sogenannte "christliche Freiheit" und schaffte mit dem übrigen "Gesetzeswerk" auch die Feiertage und Sabbathe ab. Paulus sagte ausdrücklich: "So lasset Euch nun Niemand ein Gewissen machen wegen Speise und Trank, oder Feiertage, oder Neumonde, oder Sabbathe, welches Alles blos ein Schatten ist, ..... sondern bestehet in der christlichen Freiheit." Der Apostel Paulus bringt also hier das Verbot des Genusses von Schweinefleisch und das Gebot der Heilighaltung des Sabbaths in eine Kategorie und hebt sie miteinander auf. Die christliche Kirche in Europa, sowohl vor als nach der Reformation kannte daher auch keinen Sabbath und keinen Sabbathsdienst, bis eine englische Sekte denselben wieder einführt, - wohl hauptsächlich wegen der weltlichen Interessen und der Herrschsucht der Geistlichkeit und wegen der "christlichen Propaganda."

Das Beten und das Pfärren, wie es die amerikanischen Frommen in Kirchen, auf Straßen, in Versammlungen und Convertikeln betreiben, erinnert an die Scheinheiligkeit der Pharisäer und Heuchler, von denen es im N. Testamente heißt, daß sie inwendig voller Unrath sind. Der Urheber der christlichen Religion geißelt in den schärfsten Ausdrücken das öffentliche Beten in Schulen und in Versammlungen und auf den Straßen und sagt, daß wer beten will, die Einsamkeit suchen solle. In Amerika hat der "Fromme" stets ein Gebet bei der Hand wie der Loafer einen Fluch, und beide mögen sich den Werth streitig machen.

Das Verbot des Genusses von Wein und anderen berauschenden Getränken ist weder im Alten noch im Neuen Testament begründet. Der Wein wird in ersteren ja als eine Gnadengabe der Gottheit gepriesen. Nach dem N. Testament nahm Christus an manchem fröhlichen Trinkgelage Theil und auf der Hochzeit von Cana soll er ja sogar zu Ende einer fidelen Kneiperei, als alle Gäste schon einen tüchtigen Zopf hatten, Wasser in famosen Wein verwandelt und die Gäste damit getreatet haben. Die ganze christliche Welt und alle Herren der christlichen Kirche haben daher sowenig als Vater Noah, den Wein jemals verachtet, sondern ihn als eine "Gottesgabe" hochgepriesen. Nur das unchristliche Volk der Türken und Muhamedaner trinkt keinen Wein etc., weil es der Koran verbietet. Dieses Weinverbot haben die "Frommen" Amerika's dem Koran entnommen und als kirchliche Satzung verfügt. Sie haben damit eine Lehre angenommen, infolge der sie ihren Herrn Christus und die Apostel alle wahre Söffel erklären mußten.

Aber sehen wir weiter. Die Bekenner des Islam, die Muhamedaner, haben dem Wein und dem Alkohol das Opium und Opiate als Surrogate substituirt. Einen Sorgenbrecher will ja doch der Mensch mitunter haben. Durch den Genuß dieser Opiate erscheint das ganze Volk der Muhamedaner auch hier gefolgt. Sie haben mit ihnen den Wein verworfen und das Opium eingeführt. Wir könnten auf manchen kirchlichen Convention der Presbyterianer, Methodisten, etc. etc. verweisen, welche den Fluch über den Wein ausgesprochen, aber sich geweigert haben, den Opiumgenuß für Sündhaft zu erklären. Und doch verfällt die ganze amerikanische Nation unter diesen in allen frommen Kreisen der Pfaffen und Temperenzler genossenen Berauschungsmitteln,

Führen wir unsere Vergleichung noch weiter, so möchten wir die Worte des Stifters der christlichen Religion citiren, welche lauten: "Ein neu Gesetz gebe ich Euch, daß Ihr euch untereinander liebet." Von diesem christlichen Gesetze scheinen die amerikanischen Christen wenig zu wissen, denn ihre Kirchen und ihre Frommen verfolgen mit Haß und Bösheit Alle, welche sich nicht zu den erwähnten jüdischen und mohamedanischen Lehren bekennen und denselben gemäß leben. Ja, sie halten es sogar für christlich, sich mit dem Loaferthum, sich mit Spitzbuben und Lumpengesindel (siehe das neue Temperenzgesetz) zu verbinden, um die auszurotten, welche von den Satzungen der Juden und Muhamedaner nichts wissen wollen.

Das ist bei Licht betrachtet das amerikanische Christenthum."

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