Die Auswanderung kräftiger Arbeiterfamilien aus Mecklenburg nach Nordamerika hat Ende Oktober, wo unter der ländlichen Bevölkerung des Wechseln des Dienstes und der Wohnungen zu geschehen pflegt, eine sehr große Ausdehnung angenommen. Die meisten folgen der Einladung schon früher ausgewandeter Verwandten und Bekannten, die in wenigen Jahren ein kleines freies Eigenthum in den Weststaaten Nordamerika's sich erworben haben. Mehrere Hundert schon vorausbezahlter Ueberfahrts- und auch Eisenbahnbilltette von New York in die Weststaaten sind in diesem Jahre von Amerika nach Mecklenburg gesandt worden. Der mecklenburgische Arbeiter ist zwar etwas langsam und findet sich anfänglich etwas schwer in das Neue, er verlangt dabei eine tägliche gute Beköstigung, bei der es an Fleisch nicht fehlen darf, arbeitet aber dann auch mit großer Ausdauer, Körperkraft und vielem praktischen Geschick. Er eignet sich daher vorzugsweise für das Landleben in den nordamerikanischen Weststaaten; die daselbst von Mecklenburgern bewohnten Farmen sollen fast durchweg blühen. Statt der auswandernden einheimlichen Arbeiter lassen sich viele Gutsbesitzer Knechte und Mägde aus Schweden kommen, die freilich viel Branntwein trinken und nicht so zuverlässig sind, dafür aber auch mit geringerem Lohn und ungleich schlechterer Beköstigung sich begnügen. Man hört auf manchen Gütern jetzt viel schwedisch und polnisch, während das alte mecklenburgische Plattdeutsch immer mehr verschwindet.
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